Töpfern


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Interview mit unserer Töpferfee Ingrid Habermann (MS/FF)

Margit (FF): Hallo, Ingrid ! (I) Schön, dass du dir heute Zeit für uns und das Interview genommen hast. Das ist Moritz Schneider (MS) aus Altendorf, unser Newcomer im BACARI-Team 2017. Er hat eine ganze Menge Fragen an dich auf Lager und ich werde versuchen deine Antworten ordentlich mitzunotieren.

I: Hallo, ihr beiden. Ich bin ja jetzt ganz gespannt auf den Moritz und das Interview. Hallo Moritz, ich bin die Ingrid.

MS: Erzählst du unseren Lesern bitte mal ein bisschen über dich und deine Familie ?

I: Ich habe zwei Kinder: Helena und Paul. Die beiden sind schon außer Haus wohnen in Würzburg und studieren. Paul ist 18 Jahre alt und hat Politik, Sozialwissenschaft und Betriebswirtschaft als Studiengang gewählt. Helena studiert Jura.

MS: Wie bist du eigentlich zum Töpfern gekommen ?

I: Ich habe ein musisches Gymnasium besucht, das ETA Hoffmann in Bamberg. Dort wurden am Ende des Schuljahres immer Kreativwochen angeboten. Ich habe mich jedesmal für den Töpferkurs eingeschrieben. Meine Werke von damals waren ungebrannt, weil es noch keinen Brennofen gab. Bis zu meinem 35. Lebensjahr habe ich die Teile mit mir herumgeschleppt. Als dann meine Kinder auf der Welt waren, habe ich diese Tonsachen in einer Babywanne eingeweicht und aus dem alten Material mit den Kindern etwas Neues getont. Im Laufe der Zeit sind dann auch die Nachbarskinder dazugekommen. Die entstandenen Produkte habe ich damals noch — wie in alter Zeit - mit einem Feldbrand (Grubenbrand auf einem Feld) gebrannt. Später habe ich dann einen Brennservice in Anspruch genommen.

MS: Wann hast du angefangen, Töpferkurse zu geben ?

I: Das war 2004. Da hatte ich das kleine Häuschen neben dem Biobauernhof Behr in der Marktstraße gegenüber vom Levi Strauss-Museum angemietet.

MS: Weißt du genau, wie oft du schon im Buttenheimer Ferienprogramm dabei warst ?

I: Na ja, dort beim Behr war ich schon dabei. Zwischendurch habe ich immer wieder mal pausiert...

FF: Ich schau mal in unseren Ferienprogrammausschreibungen nach. à Wenn ich nichts übersehen habe, dann war das FePro zweimal im Behrhäuschen und ab 2013 jährlich im Feuerwehrhaus, manchmal sogar mit zwei Kursen.

MS: Wo gibst du denn sonst noch solche Kurse ?

I: In Buttenheim habe ich mal mit einer 4. Klasse zum Schuljahresende gearbeitet. Die haben damit ihre Klasssenkasse aufgebraucht. Auch für das ASANTE-Projekt habe ich schon getont. Da wurde eine afrikanische Dorfgemeinschaft mit Lehmhäuschen aufgebaut. Ansonsten bin ich an vielen Orten in den Landkreisen Forchheim/Bamberg unterwegs in Ferienprogrammen oder auf Kindergeburtstagen. In manchen Orten gibt es ja auch in den übrigen Ferien Kursangebote. Das geht alles ohne Werbung über Mundpropaganda...

MS: Was gefällt dir an diesen Kursen besonders ?

I: Ich bringe zu meinen Kursen Anregungen mit. Einige Kinder tonen etwas davon nach. Andere kommen mit eigenen Ideen und setzen die ganz bewusst um. Die Ergebnisse sind oftmals phänomenal ! Kinder haben noch eine andere Kreativität als Erwachsene. Sie legen einfach los ohne jegliche Hemmungen.

MS: Machst du auch mal Kurse für Erwachsene ?

I: Das habe ich gemacht, als ich in Altendorf noch den Platz dafür hatte. Das geht jetzt nicht mehr.

MS: Töpferst du nach all den Jahren auch noch Sachen für dich selbst ?

I: Ja, ich mache noch viele Sachen für mich selbst. Das sind alles Einzelstücke, die sehr zeitaufwändig und nicht wiederholbar sind, z.B. Skulpturen. Diese Zeit brauche ich, um meiner eigenen Kreativität wieder einen Freiraum zu geben.

MS: Was war das Allerschönste, das du jemals getöpfert hast ?

I: Das ist das erste Teil, das ich zusammen mit meinen Kindern geschaffen habe: diese Schlange da. Damals waren meine Kinder zwei und vier Jahre alt und ich Anfang 40.

MS: Was hat dir von den vielen Töpferarbeiten der Kinder bisher am besten gefallen ?

I: Das war ein Männchen mit Struwwelhaaren, das ein Kind im Buttenheimer FePro 2016 geschaffen hat. Auf meiner facebook-Seite gibt´s davon ein Bild.

MS: Woher bekommst du denn alle deine Ideen ?

I: Als Künstler schaut man irgendwie anders. Ich gehe stets mit offenen Augen durch die Natur, sammle Eindrücke und bekomme so jede Menge Anregungen. Ich laufe z.B. auch anders über einen Markt. Ich achte nicht auf die Gegenstände an sich, sondern auf Farbkombinationen, Muster,... In Altendorf hatte ich ein kleines Reich, in dem in Einmachgläsern Fotos, Naturmaterialien, Stoffstücke usw. quasi als Anregungslager auf mich warteten.

MS: Töpfern deine eigenen Kinder auch gerne ?

I: Bis vor einigen Jahren war das noch so. Mittlerweile haben die Beiden andere Schwerpunkte in ihrem Leben. Jedenfalls habe ich ihnen reichlich Kreativität mit auf den Weg gegeben.

MS: Wo verkaufst du eigentlich deine getöpferten Sachen ?

I: Ich bin mit meiner Ware auf vielen Märkten zu finden.

MS: Verdienst du damit genug Geld oder hast du noch einen anderen Job ?

I: Am Anfang bin ich zur Arbeit gegangen, um damit meine Töpferei zu finanzieren. Nach etlichen Jahren sind meine Einnahmen und Ausgaben null auf null aufgegangen. Es war ein langer Weg, bis ich damit Geld verdient habe.

MS: Wieviel Kilogramm Ton hast du wohl schon selbst bzw. zusammen mit deinen Kursteilnehmern verarbeitet ?

I: Anfangs habe ich immer in kleineren Mengen eingekauft. Man muss den Ton ja gewissermaßen studieren, ausprobieren. Es gibt viele verschiedene Tonsorten: unterschiedliche Farben, Qualitäten,... Für Kinder verwende ich beispielsweise einen geduldigen Ton, der alles mitmacht, leicht formbar ist, beim Brennen nicht so leicht springt. Mittlerweile kaufe ich jedes Jahr eine Tonne Ton wegen des Preises auf einmal ein.

MS: Verschenkst du Selbstgetöpfertes an deine Freunde und deine Familie ?

I: Ich verschenke schon ziemlich viel. Wenn ich weiß, dass jemand getöpferte Sachen mag, dann bekommt er etwas aus meinem umfangreichen Lager. In der letzten Zeit habe ich verstärkt Sachen verschenkt, weil ich mit ganz massiven Platzproblemen zu kämpfen habe.

MS: Wohnst du in dem Haus in Altendorf an der Bahnschranke ?

I: Nein, dort habe ich nie gewohnt.

MS: Warum hast du alle deine Ausstellungsstücke in Altendorf weggeräumt ?

I: Als ich nach einem Urlaub heimgekommen bin, war die große Wiese vor dem Haus ein Parkplatz. Jetzt sind vor dem Haus die Bagger unterwegs und verlegen Kabel. Da ist nichts mehr sicher. Ich zahle zwar wie bisher meine Pacht, habe aber nur noch Sachen wie Werkzeug im Haus. Weil mir mein Seelenfrieden wichtiger ist, streite ich mich deswegen auch nicht rum.

MS: Dein Geschäft heißt doch Töpferhaus Buttenheim. Warum bist du dann in Altendorf ?

I: Diesen Namen habe ich gar nicht selbst ausgewählt, den habe ich irgendwie abbekommen. J Das Behr-Häuschen in Buttenheim war schon ziemlich marode. Irgendwann hat es zum Dach hereingeregnet und ich musste mich nach etwas Anderem umschauen. Das Haus am Bahndamm in Altendorf stand leer, die Bewohner waren verstorben. Meine Anfrage, ob ich es anmieten könnte, hatte Erfolg. Eine andere Möglichkeit gab es damals nicht.

MS: Danke, Ingrid, dass du so geduldig meine 20 Fragen beantwortet hast.

FF: Darf ich noch etwas fragen ? Warum steht auf deinem Prospekt „Die rote Keramik mit Herzblut“? Du arbeitest doch mit vielen verschiedenen Farben.

I: Rot ist meine Lieblingsfarbe. Ich arbeite auch mit anderen Farben, aber vorwiegend mit Rot. Das ist auch eine Verkaufsnische. Die meisten Keramiker verwenden kein Rot, weil es teuer ist, schwer zu glasieren und Geduld erfordert.

FF: Jetzt sage ich auch noch einmal Danke für das tolle Interview mit dir. Es hat richtig Spaß gemacht. Dürfen wir zum Schluss noch ein Beweisfoto für unsere BACARI-Leser machen ?

I: Ja, natürlich !

Letzte Änderung: 28.09.2017 17:52 Uhr